Mit dem siebten Sinn für Einrichtungsfragen

Es war eigentlich schon immer ein ganz geheimer Wunsch von mir Innenarchitektur zu studieren. Aber da ich nicht bei meinem Eltern aufgewachsen bin, war eigentlich nur das Thema die Schule beenden und dann gleich mit einer Lehre zu starten. Doch im Kopf hatte ich ganz was anderes gehabt. Ich habe meinen Schulabschluss ausgezeichnet gemacht und hab damals eine Lehrstelle bekommen, die eigentlich für Schüler mit mittlerer Reife vorgesehen war. Aber ich bekam die Lehrstelle als Assistent an Bibliotheken. Aber ich hatte fest im Kopf, dass ich mein Abitur nachmachen wollte. Damals gab es noch nicht die Möglichkeiten, die es heute gibt. Aber ich hatte keinen Anspruch auf den Höchstsatz des BAföG. Also musste ich mir Geld dazu verdienen.

"Darf es das Duo Rollo sein?"

Ich hab dann für vier Jahre in einem Fachgeschäft für Rollos und andere Fensterdeko gejobbt. Da hab' ich eine Menge über Rollos, Doppelrollos und Gardinen gelernt. Aber noch viel mehr Menschenkenntnis erworben. Klar war es anstrengend nebenbei noch Geld für die Schule zu verdienen. Es war ein Tageskolleg und nach der Schule stand nachmittags die Arbeit bis 18.30 Uhr an. Hernach wurden die Vokabeln für Latein und Griechisch gepaukt. Es war ein altsprachliches Kolleg. Aber in Mathe lernten wir viel, was mir später echt geholfen hat. Als der Chef mir dann sagte, dass ich endlich auch Verkaufsgespräche und Kundenkontakt haben sollte, da war das für mich zuerst einmal sehr neu. Denn ich hatte mir über eine gewisse Zeit doch einige Fachkenntnisse über das Duo Rollo bzw. Doppelrollos angeeignet. Ich konnte Tipps zum Anbringen geben, da ich ab und an auch mitgeschickt wurde, um beim Anbringen bei guten Kunden zu helfen. Aber Verkaufsgespräche, das war für mich Neuland. Aber der Chef traute es mir zu und sagte in seiner eher väterlichen Art: "Junge, glaub mir, auch als Innenarchitekt wirst du es brauchen können. Denn für einen guten Auftrag ist das Kundengespräch das A und O."

Ich habe es nie vergessen!

Der Nebenjob im Fachgeschäft war eine gute Schule, um den siebten Sinn in Einrichtungsfragen zu entwickeln. Der Nebenjob ist lange Schnee von gestern. Aber auch nach so vielen Jahren erinnere mich gerne an die Funktionsweise von einem Doppelrollo, an den Chef damals und seine "Starthilfe" in die Wirklichkeit des Berufslebens. Sein Zutrauen und seine Hilfestellung haben mir oft in meiner Arbeit später als Innenarchitekt geholfen.